Skoliosekorsett

Bildquelle Wikipedia: Primärkorrekturen in Chêneau-Korsetten Links: von 39° auf 12° Cobb (69 % Primärkorrektur) Rechts: von 38° auf -14° Cobb (Überkorrektur)

Progrediente Skoliosen im Wachstumsalter von über 20° Cobb sollten zusätzlich zu skoliosespezifischer Physiotherapie mit einem Korsett versorgt werden, welches der Wachstumslenkung dient. Ziel der Behandlung ist eine weitere Verschlechterung bis zum Wachstumsende aufzuhalten, bestehende Krümmungen zu korrigieren und die erreichten Korrekturen zu erhalten.

Im deutschsprachigen Raum kommt am häufigsten die Derotationsorthese nach Chêneau (Chêneau-Korsett) zum Einsatz, welche heute auch bei lumbalen Skoliosen, die früher mit der Boston-Orthese versorgt wurden, verwendet wird. Nur sehr hoch gelegene thorakale Krümmungen benötigen zu ihrer Therapie noch den Halsteil des Milwaukee-Korsetts, der jedoch in der Regel auch nicht notwendig wird.

Die Skoliose-Korsetttherapie muss von Arzt-Orthopädietechniker-Teams durchgeführt werden, die Erfahrung in der Skoliose-Behandlung haben.

Nach zwei Wochen Tragedauer sollte in einer ersten Röntgenkontrolle die Korrekturwirkung des Korsetts (die Primärkorrektur) überprüft werden. Da der Therapieerfolg (neben optimaler Passform und Einhalten der erforderlichen Tragezeiten) im Wesentlichen auch von einer maximal möglichen Krümmungskorrektur abhängt, die im Korsett erreicht werden sollte, sollte hierbei eine initiale Verringerung des Krümmungswinkels im Korsett (Primärkorrektur) um mindestens 40 % angestrebt werden.22

Im weiteren Verlauf der Behandlung finden alle drei Monate Kontrollen durch den Orthopädietechniker statt, die auch für Korrekturen am Korsett (wie z. B. Verstärkungen der Druckpolster (Pelotten)) genutzt werden. Die tägliche Tragezeit sollte mehr als 22 Stunden betragen.

Bei Korsett versorgten Skoliosen mit geringer Verschlechterungstendenz kommen jedoch auch kürzere Tragezeiten von mindestens 16 Stunden pro Tag in Betracht, wobei der Vorteil hier in einer höheren Therapietreue gesehen wird, da das Korsett während der Schulzeit und anderer Freizeitaktivitäten dann nicht getragen werden muss.

Zur Patientenaufklärung, Motivation und zum Erfahrungsaustausch mit anderen gleichaltrigen Betroffenen (was allesamt zur Verbesserung der Therapietreue beiträgt), können für korsettversorgte Patienten insbesondere stationäre Rehabilitationsmaßnahmen in Fachkliniken, die auf konservative Skoliose- und Wirbelsäulendeformitätenbehandlung spezialisierten sind, sinnvoll sein.

Zum Ende der Korsettbehandlung (meist nach Wachstumsabschluss) sollte das Korsett dann noch ein Jahr lang nur nachts weiter getragen werden.23 24 25

Bei günstigen Voraussetzungen (qualitativ hochwertigen Korsetten mit hoher Primärkorrektur und hoher Therapietreue in den Korsetttragezeiten) kann mit einer konservativen Therapie (d. h. Korsett in Verbindung mit Physiotherapie) im jugendlichen Alter die Wirbelsäule noch bis nahezu ganz begradigt werden, oder bei stärkeren Verkrümmungen eine drohende Operation noch abgewendet werden.26 27

Die Indikationsgrenzen für eine Korsetttherapie sind neben dem Ausmaß der Krümmung und dem Alter des Patienten auch von der Korsettqualität abhängig, hier insbesondere von der Primärkorrektur.

Bildquelle: Regnier GmbH Orthopädie – Korrektur von 30,8° Grad auf 9,8° Grad nach Cobb (68% Primärkorrektur)

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