Ursache
Während des pubertären Wachstumsschubes zwischen dem 11. und dem 15. Lebensjahr bei Mädchen und dem 12. bis 17. Lebensjahr bei Jungen ist die Wirbelsäule besonders anfällig für Fehlentwicklungen.
Bei vermehrter Biegebelastung, z. B. durch langes gebeugtes Sitzen (deswegen im Volksmund auch „Schneider-Buckel” oder „Lehrlings-Buckel” genannt) und bei gleichzeitig schwacher Rückenmuskulatur (fehlender Gegenzug) werden meist im Bereich der unteren Brustwirbelsäule die Wirbelkörper an den konkavseitigen ventralen Vorderkanten unverhältnismäßig stark belastet, und es kommt zu Schäden an den Knorpel-Knochen-Verbindungen der Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper.
Dabei wird die Wachstumszone an den Wirbelkörperkanten beschädigt, wodurch die Wirbelkörper vorne langsamer und keilförmig wachsen. In den zerklüfteten Deck- und Bodenplatten entstehen kleine linsen- bis erbsengroße Kavernen, die mit Bandscheibenmaterial gefüllt sind und als Schmorl-Knorpelknötchen bezeichnet werden.
Bildquelle Wikipedia: Röntgenaufnahme.
In gravierenden Fällen treten Deckplatteneinbrüche auf. Meistens ist die Distanz der Wirbelkörper zueinander im Verhältnis zur normalen Wirbelsäule stark verringert.
Dadurch gerät die Wirbelsäule in eine Fehlstatik. Durch die Keilform mehrerer Wirbelkörper kommt es zur Rundrücken- oder Buckelbildung, d. h. zur verstärkten Kyphosierung der Wirbelsäule. Oft entsteht kompensatorisch im Bereich der Lendenwirbelsäule ein verstärktes Hohlkreuz (Hyperlordose) mit Bildung von Tonnenwirbeln (Erhöhung der Wirbelkörper). Ebenfalls kann es zur Lyse in den Wirbelbögen mit konsekutivem Wirbelgleiten kommen.
Es gibt auch eine atypische Form des M. Scheuermann, den Typ II, der vorwiegend die Lendenwirbelsäule betrifft. Dort entsteht dann statt einer natürlichen Lordose (nach vorne Krümmung der Wirbelsäule) ein Flachrücken oder gar eine Kyphose der Lendenwirbelsäule. Die Langzeit-Schmerzprognose des M. Scheuermann II ist ungünstiger als bei M. Scheuermann der Brustwirbelsäule.
Es wird angenommen, dass beim thorakalen M. Scheuermann ein Teil des durch den Massendefekt in den Zwischenwirbelräumen bedingten Stabilitätsverlusts vom umgebenden Brustkorb aufgefangen wird. Treten die gleichen Veränderungen an der Lendenwirbelsäule auf, wirkt sich dieser Kompensationseffekt nicht aus.