Kyphosekorsett

Orthesen

Bei teilfixierten Kyphosen im Wachstumsalter mit einem Cobb-Winkel über 40° im Bereich der Brustwirbelsäule, bei denen die vollständige Selbstaufrichtung nicht möglich ist, kann eine reklinierende Rumpf-Orthese (aufrichtendes Korsett) gute Erfolge zeigen, wenn das Korsett den Kyphosewinkel als Primärkorrektur mindestens 40 % korrigiert (oder über 15°) und das Korsett mit ausreichender Compliance zusammen mit täglicher Krankengymnastik zu Behandlungsbeginn mindestens 20 Stunden pro Tag getragen wird. Auch bei erwachsenen Schmerzpatienten kann eine stark reklinierende Orthese eine Schmerzlinderung und eine Haltungsverbesserung bewirken.

Bekannte Reklinations-Orthesen sind z. B. die Münsteraner-Kyphose-Orthese nach Cheneau, die Tübinger-Kyphose-Orthese nach Zielke und Nusser, die Balgrist-Kyphose-Orthese nach Böni (Uniklinik Zürich) oder die Anti-Kyphose-Orthese nach Rahmouni.

Eine neue CAD-Variante, für die es nicht mehr nötig ist, einen Gipsabdruck zu machen, ist das kyphologic brace nach Weiss.5 6 Korsette und Orthesen sind auf alle Fälle dann therapeutisch wirksam, wenn sie mindestens 40 % des Cobb-Winkels korrigieren, der über die Normvariante als Fehlstatik der Wirbelsäule hinausgeht:

Bildquelle: Regnier GmbH Orthopädie – Ein aktives CAD Kyphose Korsett für die Behandlung der thorakalen Kyphose, für welches ein Gipsabdruck nicht mehr nötig ist.

Beispiel:

  • Normvariante BWS-Kyphosewinkel 15 bis 25 Jahre etwa 30° Cobb
  • Patient ohne Korsett: 70° Cobb.
  • Patient im Korsett: 50° Cobb. = 50 % Korrektur
  • Patient im Korsett: 30° Cobb = 100 % Korrektur
  • Patient im Korsett: 20° Cobb = 10° Überkorrektur

Es gibt unterschiedliche Krümmungsmuster, bzw. unterschiedliche Wirbelsäulenabschnitte, die von Scheuermann-Zeichen betroffen sein können: Man unterscheidet das thorakale (Brustwirbelsäule), das thorakolumbale (Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule) und das lumbale (Lendenwirbelsäule) Krümmungsmuster. 7

Diese unterschiedlichen Krümmungsmuster werden sowohl physiotherapeutisch als auch mit Korsetten mit unterschiedlichen Zielrichtungen behandelt.5

Eine Überkorrektur im Korsett zu erreichen ist sinnvoll, da nach Ablegen des Korsettes ein „Rückfedern” der Wirbelsäule zu erwarten ist. Es hängt von der Tragedauer, der Intensität der Selbstaufrichtung und vom Trainingszustand der autochthonen Rückenmuskulatur ab, wie stark oder wie wenig der Patient nach Ablegen des Korsettes in die Kyphose-Fehlstatik zurücksinkt.

Bei guter Compliance können gute Aufrichtungs- und Heilungserfolge erreicht werden. Dann ist die Prognose bei M. Scheuermann positiv. Mit den heutzutage angewendeten CAD/CAM-Korsetten kann die Einsteifung verringert werden, bei guter Mitarbeit gar vollständig beseitigt werden. 5 Die meisten Patienten erreichen mit diesen Korsettvarianten das Behandlungsziel auch bei einer Tragezeit von 16 Std. täglich.

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